emotionslos sozial oder verkrochen und voller Gefühle?


 

Wie kann es sein, dass man in immer mehr Gesprächen merkt, dass einen die Emotionen, oder die fehlenden Emotionen des Anderen überfordern oder müde machen? Für mich ist es befremdlich, wenn mein Gegenüber sich so sachlich verhält, in Erzählungen zum Beispiel wenig bis keine Emotionen zeigt, nicht über lustig gemeinte Kommentare lacht. Dann hinterfrage ich natürlich. Und auch nach über 40 Jahren hinterfrage ich zuerst mich. Ich frage mich ob ich nicht spannend genug bin, nicht so unterhaltsam, ob ich anstrengend bin, ob man nicht gerne Zeit mit mir verbringt. Das Gefühl anstrengend und anders zu sein kann Jahrzehnte nachhallen und sitzt tief. 

Aber es bin nicht ich. Es ist nicht meine Schuld, dass die Anderen überfordert, emotional eingeschränkt oder sozial übermüdet sind. Es ist die Gesellschaft. Und da ich so gerne über die Gesellschaft schreibe.... Es ist der Alltag, das Miteinander, der Umgang mit emotionalen Situationen und die eigene Geschichte, die jeden in meinem näheren Umfeld erschöpfen. Emotionale Erschöpfung. Emotional load. Darüber werden Bücher geschrieben. Es gibt zu viele Dinge, die dazu führen. Zum einen der soziale Druck auf Mütter, ob sie arbeiten gehen oder nicht, es ist immer falsch in den Augen der anderen. Da sind Gefühle wie Neid und Unverständnis, aber auch die fehlende Kraft der anderen, über ihren Tellerrand hinaus zu blicken und wirklich zuzuhören und zu verstehen, warum sich das Gegenüber für einen anderen Weg entscheidet. Es ist diese alte Leistungsgesellschaft, dieser uralte Gedanke, dass man nur dann wirklich Anerkennung und Wert verdient hat, wenn man "ordentlich was geleistet hat", wenn man davon vielleicht erschöpft ist. Dann darfst du dich ausruhen und es wird dir auf die Schulter geklopft. Aber warum klopft man eigentlich Müttern und Vätern, die Kinder den Tag über begleiten, nicht auf die Schultern? Warum muss man aus allem einen Wettbewerb machen und immer der/die Beste sein um zu gewinnen? Geht es immer darum einen Preis zu erhalten oder ist nicht eigentlich der Weg das Ziel und die Erfahrung die man sammelt und für sich nutzt der Hauptgewinn?

Da gibt es so wahnsinnig viele Themen aus der Kindheit, nahezu bei jedem den ich kenne. Und selbstverständlich der Druck der dadurch aufgebaut wird, es selbst anders zu machen. Da sind einfach große Zukunftsängste bei vielen. Sei es durch all das, was aus der Welt täglich auf uns einprasselt, was wir uns und unseren Kindern nicht zumuten wollen. Die Angst vor der beruflichen Situation, auch wenn es heißt "Boomer aufgepasst, macht den Weg frei!". Die Angst um die eigene Partnerschaft, wenn jeder zweite aus dem Freundeskreis sich gerade scheiden lässt. Und nicht zuletzt die große unbekannte KI, die in allen Lebensbereichen die Weltherrschaft an sich reißt. Soll ich nun Teil der großen Maschine werden, es einfach für mich nutzen, es weiterhin kritisch hinterfragen oder einfach die Augen verschließen und manchmal lunzen? Es ist nicht zu übersehen, dass die Gesellschaft gerade wieder einen großen Wandel aufs Parkett legt und wir uns mit wandeln können und uns trotzdem selbst treu bleiben. Diesen Spagat schaffen, oder stehen bleiben, stecken bleiben? Unsere Emotionen einschließen und vor unserem Teller sitzen bleiben, das Dahinter nicht anschauen wollen! Denn es ist auch eine große Chance, und wir können diese nutze wenn wir über uns hinaus wachsen.