Nomadentochter


 

“Woher kommst DU denn eigentlich?”
“Ach, ich bin so oft umgezogen… geboren bin ich in Trier.”

Was bedeutet Heimat? Diese Frage stelle ich mir seit geraumer Zeit und ich versuche sie in mir drin zu finden, die Heimat. Versuche den Begriff zuhause mit dem Begriff Heimat zu vergleichen und abzuwägen ab wann man ein zuhause Heimat nennen kann.

Das erste Mal umgezogen bin ich mit nicht mal einem Jahr. Natürlich erinnere ich mich an den Wohnungswechsel nicht mehr. Auch der Umzug mit 4 ist nicht wirklich präsent, auch wenn es in  eine andere Stadt ging. Der Umzug mit acht hat wohl mein gesamtes weiteres Leben geprägt; meine Eltern haben sich scheiden lassen. Mit 12 sind wir umgezogen weil meine Mutter einen neuen Partner hatte und mit 14 aufgrund des Regierungsumzuges von (nahe) Bonn nach (nahe) Berlin. Im Nachhinein betrachtet war das mein bester Wechsel. Woran ich mich erinnere ist das immer-wieder-die-Neue-sein. In der Schule vor der Klasse zu stehen und zu sagen “hallo…. Ich bin… ich komme aus….” “Oh herzlich Willkommen… die Neue”! Ob ich wirklich HERZLICH willkommen war, stellte sich im Laufe der kommenden Wochen heraus. Hier in Brandenburg war es anders. Nach dem ersten Schultag wartete eine kleine Gruppe Mädchen vor dem Gebäude auf mich und stellten sich erstmal alle vor. Sie hießen mich WIRKLICH herzlich willkommen und am nächsten Morgen war ich schon nicht mehr “die Neue”. Ich hatte nicht die allerbeste Kindheit, aber ich hatte eine tolle Jugend, und oft wird mir neuerdings klar, dass die letzten 20 Jahre (20!) scheiße schnell verflogen sind.

*Ich lag auf dem Autodach und habe in die Sterne geguckt und dabei laut Tracy Chapman gehört.
*Ich habe Choreografien im Hinterhof einstudiert
*Ich habe nachts Berlin unsicher gemacht (nehmen wir den Zug um 1 oder den um 4:30 zurück?)
*Ich habe die Liebe kennen gelernt und so vieles nicht verstanden und so vieles in geschriebene Worte gepackt um es besser zu verstehen
*Ich habe größten Verlust empfunden als ein sehr guter Freund bei einem Motorradunfall ums Leben kam
*Aber ich habe tolle Jahre gehabt, und es folgten viele weitere tolle Jahre

…mit Freunden, die zu Familie wurden, mit einem Partner, der auf den letzten Drücker in mein Leben trat. Ganze sechs Studienjahre war ich Single, auf der Suche, nach mir, nach ihm. Habe ich gefunden was ich gesucht habe? Ich glaube ja. Jetzt bin ich hier, 20 Jahre nach meinem 18. Geburtstag und es fühlt sich an als seien eigentlich nur zwei Jahre vergangen. Wenn ich an meine Kindheit zurück denke und die Frage beantworte “Was möchtest du mal werden?”:
Für wen von euch war als Kind klar was er mal werden möchte und wer von euch ist das heute tatsächlich geworden? Ich glaube diese Frage wird uns von klein auf falsch gestellt und vermittelt zudem eine falsche Bedeutung von BERUF und von der Wichtigkeit der Tätigkeit mit der man später mal sein Geld verdient. “Was möchtest du mal werden?” Als ob man sich nur damit identifizieren kann, als was man später arbeitet? Als ob ein fünf jähriges Kind schon weiß, mit welcher Tätigkeit es später mal sein Geld verdienen kann? Oder spielt das kleine Pronomen was oder wer so eine bedeutende Rolle? Wie wäre es wenn man fragt “was möchtest du später mal erleben?” Das setzt die Ziele und den Horizont und vor allem die Phantasie doch viel höher.

*Ich möchte später mal mit einem Wohnmobil nach Cornwall reisen
*Ich möchte später mal anderen Menschen helfen
*Ich möchte später mal tausend Origami Kraniche falten .....

“Was möchtest du mal WERDEN?”
“Groß”
Sorry, hat leider nicht geklappt. Haha!
Der nächste Eintrag folgt in Kürze.
Nein ernsthaft!

Für mich war es immer klar. Und für die meisten von euch klingt das vielleicht komisch oder banal. Für manche von euch ist es nicht das Lebensziel. Für einige ist es nicht die große Erfüllung oder gar Berufung und auf keinen Fall ein Beruf. Für manche ist es eine veraltete Vorstellung. Aber schon als ich ein kleines Kind war, wusste ich es innerlich (und es ist eins der wenigen Dinge an die ich mich erinnere): Was möchtest du mal werden? Für mich war es immer klar, und ich bin genau das was ich immer sein wollte: MUTTER.

Mutter. Nein ich identifiziere mich nicht nur als Mutter. Und womit ich das Geld verdiene… daran arbeite ich seit zwei Jahren intensivst und ich muss sagen, ich bin genau auf dem richtigen Weg.

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