Wer schafft es besser? Hahn oder Huhn?

Warum ist es so, dass man sich oft unangenehm fühlt, wenn man sich selbst einfach Mal etwas richtig Gutes tut. Wenn man sich dafür entscheidet, Zeit nur mit sich selbst und nicht mit anderen zu verbringen? Es fehlt an Selbstwert, es fehlt an einer Egal-Haltung den anderen Mitmenschen gegenüber? Oder traut man sich selbst vielleicht einfach nicht mehr soviel zu und kann sich selbst in einer großartigen Situation, die einem so richtig gut tut, nicht mehr vorstellen. Weil man es sich viel zu lange nicht erlaubt hat! Erlaubt!?

Ich sitze im Zug und fahre ein ganzes Wochenende ALLEINE 6 Stunden weit weg. Ich freue mich wie irre auf diese Zugfahrt. Seit Monaten giere ich nach einer solchen Möglichkeit nur mit mir. Selbstbestimmt meine Bücher zu lesen, meine Musik zu hören, mein Essen alleine zu essen und auf niemanden Rücksicht zu nehmen als auf mich. Es hat sich so ergeben vor nicht Mal zwei Tagen und ich muss sagen, dass es nicht MEINE Idee war. Das erschreckende ist, dass ich selbst nie auf diese Idee gekommen wäre. Sagt das nicht schon genug aus? Es fühlt sich komisch an, ein bisschen schuldig, als ob ich meine Familie im Stich lasse. Ich weiß, es ist nicht so, aber Gefühle sucht man sich nicht aus. Ich möchte es genießen, auch wenn sich sechs Rocker meine vier Plätze ergattert haben. Immerhin war ich so gütig und habe ihnen drei überlassen. Aber auf den Fensterplatz habe ich bestanden. Auch freche Kommentare wie "keine Arme keine Kekse" beim hochladen des Reisegepäcks schlucke ich und stecke sie in eine andere Schublade wie vor 20 Jahren noch. "Man könnte ja helfen!" hätte ich damals gedacht aber niemals gesagt. Heute habe ich gesagt "oh doch DIE Arme habe ich", und habe extra meine geheimen 10 Zentimeter Notfall-Selbstbewusstsein ausgefahren und meinen Rucksack alleine nach oben geladen. 

"Schafft S. das denn alleine?" hat mein Vater mich vorgestern am Telefon gefragt. Ich bin immernoch geschockt. Von jedem hätte ich diese Frage erwartet, aber nicht von ihm. Jedes zweite Wochenende hat er auf uns ALLEINE aufgepasst und war in der Erziehung von uns weniger geübt als S. Er ist meist der Hausmann und sie arbeitet. Und dennoch kommt dieser eine Satz, der mich mit voranschreitender Zeit immer mehr piekst. "Ja, aber früher...". 

Es ist traurig und es ist so anstrengend gegen diese Ansicht anzukämpfen, die sich über Generationen hinweg so in den Gehirnen der Menschen eingenistet hat. Die Menschen staunen lässt, wenn es Männer gibt, die einen Monat oder *oh Schreck* sieben Monate Elternzeit nehmen. "Was ist mit seiner Karriere?" 
Aber was ist mit ihrer Karriere? Und selbst wenn sie keine machen möchte, sondern einfach nur in einen Job der ihr Spaß macht; hat sie nicht genauso das Recht darauf arbeiten zu gehen? Oder etwas Zeit nur mit sich selbst zu verbringen! Das RECHT!? Es ist so kräftezehrend so zu denken, so anders zu denken und dahinter zu stehen, in der Hoffnung, dass es für deine Töchter einmal anders sein wird. ENDE. Ich habe ein spannendes Buch dabei und endlich Mal ZEIT. :-*

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