Hallo, ich bin Sommermuffel.


Manchmal bin ich an Samstagen richtig genervt und verbreite ständig schchlechte Laune, obwohl eigentlich alles gut ist und kein Stress herrscht. Ich möchte euch erklären woran das liegt. Unter der Woche habe ich zwar ziemlich viele Termine momentan, aber finde dazwischen ein paar wenige Lücken wo ich einfach mal alleine bin und Ruhe habe. An Wochenenden zu Hause, ohne Verabredungen, ohne Termine, sind einfach immer alle da. Und hier überkommt mich wieder der übliche social pressure. So nenne ich ihn jetzt. Ich glaube das trifft es ganz gut. 

Bei Instagram und WhatsApp-Status sieht man überall tolle Bilder von schönen Familienausflügen an den See, ins Grüne, pipapo. Ich hasse es draußen, wenn es über 25 Grad sind. Der einzige Ort an dem ich es bei solchen Temperaturen eigentlich aushalte ist direkt vor dem Meer. Mit dem Wissen, dass ich theoretisch jederzeit in die kühlen Wellen springe, kann ich die Hitze ertragen. Doch während andere feiern, dass endlich der Sommer da ist, schleiche ich mit geschwollenen Füßen von Schatten zu Schatten und werde immer langsamer und antriebsloser. Sommer ist absolut nicht meine Jahreszeit. Ich freue mich über die Sonnenstrahlen, keine Frage, ich kann sie richtig gut genießen... wenn ich hier in unserer kühlen Wohnung sitze und nach draußen schaue. Noch dazu kommt an diesem Wochenende, dass ich beim Arbeitsamt war. Ich möchte euch hiervon ein Bisschen mehr erzählen: 

Erstmal bin ich unglaublich glücklich, dass ich es durchgeboxt habe, nach über elf Jahren die Berufsbezeichnung Key Account Manager abgeworfen zu haben. Ich bin keiner und ich wollte nie wirklich einer sein. Warum ich das so viele Jahre durchgezogen habe? Auch hierzu ein kleiner Exkurs. Ursprünglich habe ich Musik- und Sprachwissenschaften studiert, auf Magister. Noch ursprünglicher wollte ich zwanzig andere Berufe ausüben, aber hierzu ein anderer Eintrag irgendwann. Ich habe mein Studium durchgezogen, unglaublich viel gelernt und unglaublich tolle Menschen getroffen, die heute zu meiner Familie gehören. Ich wollte nach Kanada, ich wollte schreiben, ich wollte mit Menschen arbeiten, ich wollte kreativ sein. Ich habe 150 Bewerbungen geschrieben, versucht mit Praktika im Bundestag, bei Nachrichtenagenturen, Tageszeitung, Studierendenzeitung, GfdS und und zu punkten. Nach fast einem halben Jahr, sechs erfolglosen Bewerbungstorturen und einem Konto, was scheinbar mit nichts in der Welt aufzufüllen war, bin ich hier gelandet: Bei DELL. 

Kurzer Abschnitt, denn die Zeit war wirklich toll, das muss ich sagen. Ich hätte nie gedacht, dass ich in so kurzer Zeit einen Fuß fasse in der IT. Computer fand ich schon cool und faszinierend. Habe früher so manches Mal zum Leidwesen meines Stiefvaters, neugierig Dateien gelöscht, um zu sehen was passiert. Ich wollte auch mal HACKER werden, ernsthaft. Ich hätte hier Karriere machen sollen, ist wenigstens drinnen im Schatten. Zurück zum Job, habe ich hier zwei Jahre superviel Erfahrung gesammelt, bin dann "der Liebe wegen" (wie abgeschmackt das klingt) nach Hannover gezogen und habe hier ein Jahr nicht ganz soviel gute Erfahrungen gemacht und wurde schließlich abgeworben! Ein Traum! Ohne auch nur im geringsten nachzudenken, habe ich damals zugesagt in Irland zu arbeiten. Es war schwierig, es war aufregend und es war verdammt noch mal die beste Zeit meines Lebens rückblickend betrachtet. Ich habe gelebt wie Gott in Frankreich und konnte scheinbar doch mein Konto mit etwas füllen. Leider auch gut wieder leeren. Eine längere Geschichte dazu folgt ebenfalls in Kürze. Ich habe mich irgendwann entschlossen wieder zurück nach Deutschland zu gehen, zurück zu meinem Freund, der dort auf mich gewartet hat, der sich nicht getraut hat mir ins Ausland zu folgen. (ER: "Hätte ich es damals mal gemacht" ... ICH: "es ist immernoch nicht zu spät"...."komm lass uns...." ).

Nun saß ich hier beim Arbeitsamt. Wir schrieben das Jahr 2015. Ich wusste nur eins: Ich möchte kein Key Account Manager sein, ich möchte schreiben! Ich wollte immer schreiben! Ich habe es so oft versucht und habe mich so oft entmutigen lassen. Und auch dieses Mal wurde ich mit meinem Wunsch wieder abgewiesen mit den Worten "Sie sind die letzten Jahre als ... tätig gewesen, sie sind jetzt bei uns als K.A.M. gelistet". 7 Jahre, zwei Elternzeiten und eine Kündigung später lasse ich mich IMMERNOCH entmutigen. Dabei war der für mich größte Erfolg diese Woche, dass meine Jobbezeichnung beim Arbeitsamt dieses Mal nicht abgeschmettert wurde.

Nein! Ich bin jetzt wieder SPRACHWISSENSCHAFTLER (zum Teufel mit den komischen Doppelpunkten:innen!)

Und genau diese eine Tatsache macht mich so stolz und gleichzeitig so gestresst.

Beliebte Posts