Konkurrenzdenken ist Quatsch

Ich glaube ich war einfach viel zu lange im Vertrieb! Die elf Jahre, in denen ich einen Job ausgeübt habe, den ich von Anfang an überhaupt nicht machen wollte, haben mich doch mehr geprägt als mir lieb ist. 

Ich lese gerade ein Buch über Kreativität und bin beim Kapitel "Kreative Gemeinschaft" angekommen. Sofort beim Lesen der Überschrift denke ich "aber die machen doch dann das gleiche wie ich! Die wollen doch die gleiche Leserschaft erreichen! Die verfolgen die gleichen Ziele! Diese Ziele kann nur einer erreichen!" Wirklich, was für ein Quatsch, wenn ich mich hier laut denken höre. Ja, im Vertrieb bekommst du in Schulungen von Anfang an beigebracht, dass nur dein Produkt das einzig wahre ist und dass nur deins gekauft werden soll und warum genau deins das Beste ist. Es werden deine Stärken herausgearbeitet, hervorgehoben. Und die Schwächen versucht zu verargumentieren, wie manche Vertriebler so schön sagen. Dann werden Kunden heimlich an sich gerissen, in der Hoffnung die größere Provision zu erhalten als der Kollege. Auf Messen wird so sch**ön freundlich gelächelt wie es nur geht und jedem vorbeikommenden potentiellen Interessenten am liebsten ein Beinchen gestellt, damit man ihm freundlichst aufhelfen kann und beim Aufstehen all die wunderbaren Aspekte des eigenen Produktes runterbeten kann. Ja! Natürlich übertreibe ich mal wieder maßlos. Weil ich es kann. Auch das ist ein Verhalten des Vertrieblers.

Ist Konkurrenzdenken wirklich Quatsch? Natürlich bringt es dich weiter, wenn du in einer Gruppe Ideen austauschst, Erfahrungen teilst und aus der Arbeit der anderen lernst und nicht immer alleine arbeitest. Und in manchen Branchen kann es auch mehrere geben, die das gleiche tun, und es gibt "Kunden" die beides nutzen können. Beim Schreiben z.B. gibt es nicht nur DEN EINEN Blog oder DAS EINE BUCH, welches man liest und dann kein zweites braucht. Bei Klamotten kann man auch T-Shirts verschiedener Marken kaufen. Aber nehmen wir z.B. eine Sicherheitssoftware für deinen Laptop; da brauchst du nur DIE EINE. Und hier geht der Konkurrenzkampf los. Ich persönlich möchte das nicht mehr. Aber ich kenne alte Kollegen, die waren richtige Terrier. Bit Hunter nennt man das auch zum Teil. Soll doch jeder selbst entscheiden, ob er Farmer oder Hunter ist. Ich persönlich war immer der Farmer, das hat mir sogar Spaß gemacht meine Schäfchen zu pflegen und immer darauf zu achten, dass alle beisammen sind. Gefressen haben sie dann von selbst.

Vielleicht bin ich ein Softie, harmoniebedürftig oder ich bin eben für manche Jobs einfach nicht gemacht, was ich erst wieder ganz frisch feststellen musste. Manchmal ist es auch einfach nur der falsche Zeitpunkt. Die äußeren Umstände, die einen für eine Weile eben nicht so stressresistent sein lassen. Das kann ein paar Monate oder Jahre später schon wieder anders aussehen. Aber das ist das Gute an dem Jobwandel, den wir gerade mitmachen: Es muss keinen roten Faden mehr geben. Roter Faden ist oldschool. Der Arbeitgebermarkt wandelt sich in einen Arbeitnehmermarkt. Nun arbeite ich natürlich wieder daran ein guter Arbeitnehmer zu werden, was mit zwei Kindern manchmal eine Herausforderung ist. Aber diese zwei Kinder haben auch noch einen Papa ;-) Und sind zur Zeit (ich traue mich garnicht es zu laut zu sagen) seit EINER WOCHE relativ stabil in Betreuung am Vormittag. Mal schauen wo es mich hin führt. Aber ich bin froh, zu wissen, dass ich nicht nur diese eine Fähigkeit habe. Das nimmt ganz schön den Druck raus. Zumindest an manchen Tagen. Und mein neues Motto ist "ICH MUSS GARNICHTS!"

Schönen Tag euch! B.

Beliebte Posts