schimmernde Perle

 

„Siehst du die schimmernde Perle da drin?“ fragte sie und klappte die Muschel auf. Behutsam löste sie die Perlmutt farbene kleine Kugel aus dem Fleisch der Muschel und nahm sie in ihre Hand. Sie betrachtete ihre Handfläche und lies die Perle sanft hin und her gleiten. „Du bist was ich so lange gesucht habe. Du bist glänzend, du bist auf den ersten Blick unscheinbar, du bist klein und wunderbar und steckst voller Kraft. Du bist einfach ich.“ Zu groß war die Versuchung die Perle mitzunehmen auf die andere Seite der türkisenen Bucht. Aber sie wusste: Du kannst etwas nicht seinem Ursprung entreißen ohne ihm weh zu tun. Und so legte sie die Perle wieder auf das weiche Rosa, schenkte ihr einen allerletzten bewundernden und ehrfürchtigen Blick und klappte den Deckel der Muschel langsam zu. „Lass uns nach Hause schwimmen“ sagte sie zu ihrer Zwillingsschwester und bewegte die Flosse gekonnt kräftiger und schneller. „Ich habe gefunden wonach ich gedacht habe zu suchen.“

„Wonach hast du gesucht?“ fragte Amy und konnte Pia kaum folgen. Weit vor sich in die Ferne blickend antwortete Pia: „Es gibt so viele vergangene Rätsel und ich habe gedacht je tiefer ich tauche, desto größer ist die Chance diese Rätsel zu lösen. Ich dachte ich muss erst ins tiefste Dunkel tauchen und mich meinen vergangenen Schatten stellen, um Antworten zu finden. Ich dachte ich muss mich der Vergangenheit stellen. Immer habe ich gedachte die Vergangenheit ist etwas Böses. So viele Jahre dachte ich sie ist mein Feind und hat mich nur im negativen Sinne geformt und gegen mich gearbeitet. All die Geschichten die ich erlebt habe, habe ich fast nur aus der Sicht der Schwere angeschaut und nie daran gedacht, dass es am Ende MEINE Vergangenheit ist. Als schlecht und negativ und böse habe ich mich selbst niemals gesehen. Ganz im Gegenteil. Ich denke immer gut von mir. Natürlich mache ich Fehler, aber nie habe ich mich selbst im tiefsten Inneren dafür verurteilt. Ich habe mich im Grunde immer vor mir selbst geschützt.“ Das verstand Amy wenn sie länger darüber nachdachte, aber der Grund für diese Dunkelheit war ihr nie klar gewesen. „Ich habe dich immer als ein fröhliches lustiges und buntes Wesen voller Energie und tollen Ideen gesehen“ sah sie ihre Schwester an. „Du kennst mich seit meiner Geburt und schon davor. Wir beide sind verwurzelt so sehr, dass es fast Angst macht. Du kennst alles von mir. Hast du nie gesehen wie sehr ich an mir zweifle?“ Lange blickte Amy ihrer Schwester nach. Die schwamm ohne zurück zu blicken und hatte längst ihre eigene Frage vergessen so sehr war sie in Gedanken. Eigentlich war doch alles so furchtbar einfach, dass man es hin und wieder kompliziert machen muss um einen Sinn zu sehen.

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